Montag, 18. Dezember 2017

Lost Place - Abrisshaus GWG - Stargarder St. 15a in Ingolstadt

Hallo meine Lieben!

Am 17. November 2017 nahm ich am mittlerweile 6. Instagramtreffen (Igersmeeting) in Ingolstadt teil. Diesmal konnte man ein altes Mietshaus in der Stargarder Str. 15a besichtigen, das von Künstlern vor dem Abriss kurzerhand zu einem Kunstmuseum umgestaltet wurde. 


Das Mietshaus aus den frühen 1970er-Jahren der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft (GWG) wird in Kürze abgerissen. Unter dem Motto "Location occupied for time" hatten insgesamt 17 Mitglieder des Berufsverbands Bildender Künsterlinnen und Künstler Oberbayern Nord und Ingolstadt (BBK) ein "begehbares Gesamtkunstwerk"  geschaffen und einige Wohnungen umgestaltet. Enstanden sind außergewöhnliche und interessante Kunstwerke und Installationen, die vor dem Hausabriss für Besucher öffentlich zugänglich waren.

Beim Instagram-Treffen konnten wir die Mischung aus "Lost Place"- Charakter des Gebäudes und "Kunstmuseum auf Zeit" mit der Kamera einfangen. Und das noch vor den offiziellen öffentlichen Besuchszeiten in einem entsprechend intimeren Rahmen. Danach konnte jeder der Interesse hatte das Gebäude vom 17. - 19.11.2017 besichtigen. 


Insgesamt beherbergte das Haus neun Wohnungen verteilt auf 5 Stockwerken. Fast jeder Raum wurde von einem der Künstlinnen und Künstler umgestaltet.  Eine blonde Frau im blubbernden neo-orangefarbenen Wasser in der Badewanne, an der Wand mysteriöse Sprengsel, ein paar Stockwerke tiefer riecht es nach Wald, liegt eine dichte Schicht buntes Laub auf dem Zimmerboden. Und in einer Wohnung im Erdgeschoss kleben schwerölverschmutzte Vögel im Waschbecken. Wo früher Sofas, Küchentische oder Betten standen, stapeln sich Otto-Kataloge, hängen Matratzen an der Decke, öffnen sich fremde Galaxien oder entstehen Geräuschkulissen ohne erkennbaren Verursacher. Dies und noch viel mehr konnte man auf dem Weg durch das Gebäude bestaunen. 


Unter den zahlreichen Besuchern befanden sich auch viele ehemalige Bewohner. Eine alte Dame namens Eleonore Schmidl saß zum Beispiel in ihrer alten Küche und war ganz erstaunt, was daraus enstanden ist. Alle Möbel, Gegenstände und Wände wurden vom Eichstätter Künstler Georg Ludwig Fieger weiß eingefärbt. Alle anderen Räume in ihrer Wohnung wurden von ihrer Tochter Leonore Weiss, die ebenfalls unter den Künstlerinnen war, umgestaltet. Wie Frau Schmidl ließen auch viele andere Bewohner des Hauses alte Möbel oder Teppiche zurück, die die Künsterlinnen & Künstler in ihre Projekte aufnehmen konnten. Frau Irmgard Huber's Schlafzimmer wurde in einen regelrechten Chaosraum verwandelt. Dort stapelten sich alte Matratzen, Lattenroste und zahlreiche Kleidungsstücke. Ebenso wurde ein alter Fernseher Teil des Kunstraumes. In Ihrem ehemaligen Wohnzimmer wurden feinsäuberlich schwarze Briketts am Boden angeordnet und die Wände mit teils düsteren Zeichnungen  von den Künstlern Susanne Pohl und Stefan Wanzl-Lawrence bemalt. Dies betrachtet die ehemalige Bewohnerin eher skeptisch, doch die meisten sind sehr begeistert vom Endergebnis ihrer alten Wohnungen. Wie zum Beispiel  Silvia und Sepp Meier, deren Wohnung komplett in schwarz-weiß gestrichen wurde.

Ehemalige Küche von Fr Schmidl

Ehemaliges Schlafzimmer von Fr. Huber wurde als "Chaosraum" umgestaltet
 
Ehemaliges Wohnzimmer von Fr. Huber
Die schwarz-weiße Wohnung der Meiers
Nach einer Stunde beendete ich meinen Rundgang durch das Haus der Stargarder Str. 15a. Ich war sehr begeistert von der Vielfalt der Umgestaltung und der harten Arbeit, die die Künstlerinnen & Künstler wochenlang für dieses Haus aufgewendet hatten.  Es ist gleichzeitig sehr schade, dass das Haus später abgerissen wurde. Bei so viel Kunst hätte es glatt das nächste Kunsthaus in Ingolstadt werden können. 

Viele weitere Bilder findet ihr wie immer auf meiner Facebookseite.

Die Informationen über die Hintergründe und Aussagen der Bewohner entnahm ich zum Teil aus der Tageszeitung "Donaukurier".


Eure Mia

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